Mahnwache: Gegen Rassismus – 1 Jahr nach dem Anschlag von Hanau

Am 19.2. jährt sich der rassistische Anschlag in Hanau, bei dem 10 Menschen starben. Aus diesem Anlass macht Amnesty Papenburg eine Mahnwache am 19. Februar von 10 – 12 Uhr am Rande des Wochenmarktes (vor dem alten Hotel Röttgers – nun Restaurant Mediterra).

Vor fast einem Jahr hat uns der Anschlag in Hanau wieder einmal vor Augen geführt, wie tödlich Rassismus wirkt. Er hat uns gezeigt, dass viele Menschen in Deutschland in Angst vor rassistischen Angriffen leben müssen.

Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nessar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov – das sind die Namen der Menschen, die am 19. Februar 2020 in Hanau getötet wurden. Der Täter hatte sie bewusst nach ihrem Aussehen ausgesucht und alle Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Fünf von ihnen besaßen die deutsche Staatsangehörigkeit, einer zudem die Afghanistans, zwei waren Staatsbürger der Türkei, je einer Staatsbürger von Bosnien und Herzegowina, Bulgarien und Rumänien. Mindestens zwei Opfer waren Deutsche kurdischer Herkunft. Drei weitere waren Roma.

Mit der Mahnwache möchten wir ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und an die Menschen erinnern, die der rassistischen Gewalt in Hanau und anderswo in Deutschland zum Opfer gefallen sind. Gleichzeitig wollen wir darauf hinweisen, dass sich Rassismus nicht nur in Gewalttaten äußert, sondern auch im täglichen Leben präsent ist. Auch unsere eigenes Verhalten, unsere Sprache muss hinterfragt werden.

Denn auch in vielen politischen und privaten Diskussionen zeigt sich, dass in unserer Gesellschaft immer noch viel Klärungsbedarf zum Thema Rassismus besteht. Nach wie vor herrscht ein zu enges Verständnis von Rassismus vor: Viele verstehen unter Rassismus nur das, was Schwarze Menschen und People of Color gezielt beleidigen, abwerten oder angreifen soll. Noch immer verbinden die meisten Deutschen Rassismus vor allem mit Nazis und rechtsextremen Gruppen. Das Wissen um unbewusste rassistische Stereotype und Denkmuster, die unsere Gesellschaft durchziehen, setzt sich nur langsam durch. In Bezug auf die besondere Verantwortung von Institutionen wie der Polizei bedeutet dieser fehlende Blick für unbewussten Rassismus, dass die dringend notwendige Auseinandersetzung mit institutionellem Rassismus weiterhin ausbleibt.

Wir alle müssen uns Gedanken machen über das was wir sagen und wie wir es sagen. Denn Rassismus und Sprache sind eng miteinander verknüpft. Wie wir über uns und andere Menschen sprechen beeinflusst unser Denken und Handeln. Rassistische Sprache und Begriffe wirken stereotypisierend und normierend. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus bedeutet auch, unsere eigene Sprache kritisch zu reflektieren. Gerade, wenn wir über Rassismus zu sprechen, sollten wir versuchen, auf rassistisch aufgeladene Worte, Wendungen oder Bilder zu verzichten.